gott.de

Hat die Wissenschaft Gott begraben?

Zusammenfassende Auszüge aus John Lennox; „Hat die Wissenschaft Gott begraben? Eine kritische Analyse moderner Denkvoraussetzungen.“ R.Brockhaus 2003;142 Seiten.

Mit freundlicher Genehmigung von Prof. emer. Dr. John Lennox (Mathematik, Oxford)

Wissenschaft contra Theologie?

Es ist ein weit verbreiteter Eindruck in unserer Gesellschaft, dass mit jeder wissenschaftlichen Entdeckung ein weiterer Nagel in den Sarg Gottes geschlagen werde. Peter Atkins (Prof. Chemie Oxford): „Die Menschheit soll akzeptieren, dass die Wissenschaft die Rechtfertigung für den Glauben an Sinn und Zweck des Kosmos beseitigt hat und dass das Überleben des Glaubens an einen Zweck nur dem Gefühl zu verdanken ist.“ R. Dawkins: „Der Glaube ist eines der großen Übel der Welt, vergleichbar mit dem Pockenvirus, aber schwerer auszurotten.“

Die Leuba-Umfrage von 1916 befragte 1000 Naturwissenschaftler, ob sie an einen Gott glauben, der Gebete erhört, sowie an die Unsterblichkeit der Seele. 40% sagten „ja“. 1996 wurde die Umfrage von Larsen und Witham wiederholt: knapp über 38% sagten ja. Obwohl die Wissenschaft in dieser Zeit riesige Entdeckungen machte, änderte sich das Resultat nur marginal. Wie ist das zu erklären?

Die vergessenen Wurzeln der Wissenschaft

Die allgemeine Überzeugung, dass das Universum geordnet ist, hat theistische Wurzeln. Melvin Calvin (Nobelpreis Biochemie): „Bei meinem Versuch, den Ursprung dieser Überzeugung zu ermitteln (…) scheint die monotheistische Sicht  die historische Grundlage der modernen Naturwissenschaften zu sein.“ Auch Alfred North Whitehead vertritt diese These: „Weil die Menschen an einen Gesetzgeber glaubten, erwarteten sie Gesetzmässigkeiten in der Natur.“ Francis Bacon (1561-1626): Gott hat uns zwei Bücher gegeben, die Bibel und das Buch der Natur. Viele große Wissenschaftler waren Christen. Ihr Glaube an Gott stand der Wissenschaft nicht im Wege – er war sogar die Inspiration ihres Forschens.

Gott eine unnötige Hypothese?

Der Erfolg der Naturwissenschaften hat bei einigen zur Vorstellung geführt, dass es keinen Gott geben würde, der das Universum plante und erschuf. Und das nur, weil wir die Mechanismen des Universums verstehen können, ohne Gott mit ins Spiel zu bringen. Das ist ein Fehlschluss. Nehmen wir an, dass jemand glaubt, bei einem Ford sei im Motor ein Gott (namens Herr Ford), der den Wagen zum Fahren bringe. Mit der Zeit lernt der Mensch aber etwas über Maschinenbau und entdeckt, dass es Herr Ford nicht als Erklärung für das Funktionieren des Wagens braucht. Seine Kenntnisse über Verbrennungsmotoren würden vollständig ausreichen, um zu erklären, wie der Motor funktioniert. Doch wenn er dann zum Schluss käme, seine Kenntnisse würden es ihm nun unmöglich machen, an die Existenz eines Herrn Ford überhaupt zu glauben, der den Motor entworfen hat, wäre dies offenkundig falsch.

Viele große Wissenschaftler waren Christen. Ihr Glaube an Gott stand der Wissenschaft nicht im Wege – er war sogar die Inspiration ihres Forschens.

Es ist ebenso ein Denkfehler anzunehmen, unser Verständnis der unpersönlichen Prinzipien, nach denen das Universum arbeitet, mache es entweder unnötig oder gar unmöglich, an die Existenz eines persönlichen Schöpfers zu glauben, der das Universum schuf. Wir sollten die Mechanismen, durch die das Universum funktioniert, nicht mit dessen Ursache oder mit dessen Erhalter verwechseln.

Michael Pool: „Es gibt keinen logischen Konflikt zwischen Erklärungen, die Mechanismen betreffen, und Erklärungen, die die Pläne und Absichten einer handelnden Person betreffen (sei sie menschlich oder göttlich). Das ist ein logischer Gesichtspunkt und hat nichts damit zu tun, ob man an Gott glaubt oder nicht.“

Ein geplantes Universum? 

Es scheint durchaus vernünftig zu glauben, dass das Universum im Blick auf den Menschen konstruiert wurde. Die Grundkonstanten im Universum müssen äußerst fein abgestimmt sein, damit Leben erst möglich wird und erhalten bleibt. Diese Feinabstimmung erfordert eine Erklärung. Fred Hoyle (Mathematiker und Physiker bekannte, dass nichts seinen Atheismus je so sehr erschüttert habe, wie die Entdeckung der Kohlenstoff-Resonanz (Entstehungsmöglichkeit von C aus 3 He oder Be und He). „Es sieht so aus, als ob ein Superintellekt mit der Physik, der Chemie und der Biologie herumgespielt habe.“ Andere Beispiele: Das Verhältnis der starken Kernkraft und der elektromagnetischen Kraft; das Verhältnis der Expansionsgeschwindigkeit; der Abstand von Erde und Sonne; die richtige Rotationsgeschwindigkeit der Erde etc. etc.

Angesichts vieler solcher spektakulären Beispiele von Feinabstimmung ist es nicht überraschend, wenn Paul Davis schreibt: „Dem Eindruck, dass es einen Plan gibt, kann man sich nicht entziehen.“

Arno Penzias (Nobelpreis für Entdeckung der Hintergrundstrahlung): „Die Astronomie führt uns zu einem einzigartigen Ereignis, einem Universum, das aus dem Nichts geschaffen wurde, eines mit der minutiösen Ausgewogenheit, die notwendig ist, um genau die richtigen Bedingungen zum Leben herzustellen, und eines, das einen zugrundeliegenden (man könnte sagen, übernatürlichen) Bauplan hat.“ All das ist kein hieb- und stichfester Beweis, aber ein starker Hinweis auf den Schöpfer.

Der genetische Code und der Ursprung der Information

Ähnliche Hinweise wie im Makrokosmos finden sich auch im Mikrokosmos, wie beispielsweise der genetische Code zeigt. Die DNS weist genau dieselbe Art von spezifizierter Komplexität auf wie die Sprache. Wenn man ein Haus baut, braucht man Informationen, die nicht in den Steinen enthalten sind. Das gilt auch für die Bausteine des Lebens. Blinder Zufall wird einfach nicht ausreichen. Paul Davis meint daher, dass wenn Proteine einfach durch Zufall und Energie entstehen sollten, es in etwa dasselbe sei, wie wenn man erwarte, dass ein Haus entstehe, wenn man unter einer Ladung von Ziegelsteinen eine Dynamitstange zünde. Fred Hoyle verglich die Wahrscheinlichkeit einer spontanen Bildung von Leben mit der Wahrscheinlichkeit, dass ein Tornado einen Schrottplatz durchfegt und eine Boing 747 produziert. Eine fundamentale Frage der Biologie ist daher die nach dem Ursprung des genetischen Codes.

Die Informationstheorie sagt klar: „Eine Maschine schafft keine neue Information, sondern sie führt eine sehr wertvolle Umwandlung bereits bekannter Information durch.“ Von nichts kommt nichts, auch keine Information.

Die Astronomie führt uns zu einem einzigartigen Ereignis, einem Universum, das aus dem Nichts geschaffen wurde, eines mit der minutiösen Ausgewogenheit, die notwendig ist, um genau die richtigen Bedingungen zum Leben herzustellen, und eines, das einen zugrundeliegenden (man könnte sagen, übernatürlichen) Bauplan hat.

Arno Penzias (Nobelpreis für Entdeckung der Hintergrundstrahlung)

Andere verweisen auf die Entstehung von spontaner Ordnung, wie sie ein entstehender Strudel beim Ausfließen der Badewanne darstellt. Die Frage ist aber nicht die, wie Ordnung entsteht, sondern Information. Was einer Erklärung bedarf, ist nicht der Ursprung der Ordnung, sondern der Ursprung der Information.

Es gibt also Hinweise dafür, dass Zufall (Willkürlichkeit) und Notwendigkeit (Gesetze) nicht in der Lage sind, den Ursprung informationsreicher biologischer Komplexität zu erklären.

Natürliche Prozesse (Zufall und Notwendigkeit) können wirksame komplexe spezifizierte Information übermitteln, aber nicht erzeugen. Die Existenz komplexer spezifizierter Information weist auf eine intelligente Quelle für diese Information hin. Weil genetische Information von solcher Art ist, benötigt sie eine intelligente Quelle.

Könnte nicht das Fehlschlagen aller bisherigen Versuche, eine naturalistische Erklärung für den Ursprung der Information zu finden, ein starker Hinweis darauf sein, dass wir in die entgegengesetzte Richtung schauen sollten?

Entstehung von Komplexität ohne Intelligenz?

Da Evolutionstheoretiker den Schluss auf einen Bauplan ausschließen, müssen wir sie fragen: Wie erklärt die Evolution den Ursprung der biologischen Information? Welche Anhaltspunkte haben sie für Mechanismen, die dies allein auf der Grundlage natürlicher Prozesse tun können? Wie entsteht eine sprachähnliche Ordnung aus den

buchstaben-ähnlichen Bausteinen, wenn man zunächst nur die Bausteine besitzt? 

Im „der blinde Uhrmacher“ verwendet Dawkins ein Argument, das schon Huxley in seiner Debatte mit Wilberforce 1860 verwendete: Huxley meinte, dass Affen nach genügend Zeit, durch Zufall, ein Shakespeare-Gedicht schreiben würden. Es ist aber unschwer auszurechnen, dass das Alter des ganzen Universums dafür nicht ausreichen würde.

Berechnungen dieser Art haben die meisten Forscher davon überzeugt, dass rein zufällige Prozesse den Ursprung von Systemen mit komplexer Information nicht erklären können. Auch für Dawkins ist es unmöglich, dass der reine Zufall hinter der Entstehung z.B. eines Proteins stehen kann.

Hoyle war der Ansicht, dass die Wahrscheinlichkeit, mit der sich spontan Leben aus unbelebter Materie bildete etwa 1 zu einer Zahl mit 40’000 Nullen sei – die Entstehung von Leben müsse also das Produkt absichtsvoller Intelligenz  sein. Wenn der Zufall nicht reicht und dennoch ein Planer abgelehnt wird, wie erklärt man sich denn den Ursprung von Komplexität?

Dawkins versucht das Problem zu lösen, indem er die Unwahrscheinlichkeit in kleine, handliche Teile zerlegt und damit den Zufall austrickst; er begibt sich auf die Rückseite des Unwahrscheinlichkeits-Gebirges und kriecht dort die sanften Abhänge hoch, einen cm pro eine Mio. Jahre. Doch was geschieht, wenn man z.B. 1000 Schritte bis zum Gipfel annimmt, und zusätzlich annimmt, dass immer nur zwei Wahlmöglichkeiten bestehen – die eine führt zu etwas Lebensfähigem, die andere nicht und wird ausgemerzt.  Die Wahrscheinlichkeit würde dann 1 zu 21000 betragen (also etwa 1 zu 10300), d.h. es bleibt sehr, sehr unwahrscheinlich.

Der Physiker Brian Josephson aus Cambridge zeigt eine weitere versteckte Voraussetzung in Dawkins’ Argument: „ Im „Blinden Uhrmacher“ hängt das Argument davon ab, ob es überhaupt einen solchen ununterbrochenen Weg gibt, der von den Ursprüngen des Lebens zum Menschen führt. Jeder Schritt muss klein genug sein, dass er sich durch Zufall ereignet und er muss jeweils von der natürlichen Auslese begünstigt sein. Dieser Weg wird als Folge logischer Notwendigkeit dargestellt. Tatsächlich aber gibt es keine solche logische Notwendigkeit, vielmehr erfordern die Voraussetzungen der Evolutionstheorie einen solchen Weg.“

Unzureichende Zwischenformen in der Fossildokumentation

Darwin (in „Die Entstehung der Arten“): „Die Anzahl der Zwischenvarietäten, welche vordem auf der Erde vorhanden waren, muss eine wahrhaft ungeheure gewesen sein. Woher kommt es dann, dass nicht jede geologische Formation und jede Gesteinsschicht voll von solchen Zwischenformen ist? Die Geologie enthüllt uns sicherlich keine solche fein abgestufte Organismenreihe; und dies ist vielleicht der handgreiflichste, gewichtigste Einwand, den man meiner Theorie entgegenhalten kann.“ 

David Raup vom Field-Museum mit der grössten Fossiliensammlung: „Wir befinden uns nun 120 Jahre nach Darwin, und die Fossilienkenntnis ist stark angewachsen, doch die Situation hat sich nicht viel verändert.“ Stephen Jay Gould: „Das extrem seltene Auftreten von Übergangsformen ist nach wie vor das Betriebsgeheimnis der Paläontologen.“

Gould vertritt die These, dass die Geschichte der meisten fossilen Arten zwei Merkmale aufweist, die besonders schlecht mit der Vorstellung zusammenpassen, sie hätten sich allmählich entwickelt:

1. Stillstand: Die meisten Arten weisen während ihrer Zeit auf der Erde keine Richtungsänderungen auf. Wenn sie in der Fossiliendokumentation auftauchen, sehen sie mehr oder weniger so aus wie kurz vor ihrem Verschwinden. Morphologische Veränderungen sind gewöhnlich beschränkt und richtungslos.

„Das extrem seltene Auftreten von Übergangsformen ist nach wie vor das Betriebsgeheimnis der Paläontologen.“

Stephen Jay Gould

2. Plötzliches Auftreten: Nirgendwo taucht eine Art allmählich durch die stetige Umgestaltung ihrer Vorfahren auf; sie erscheint auf einen Schlag voll gestaltet. Nach Gould legt die Fossiliendokumentation von kurzen Perioden rapider Veränderung Zeugnis ab (z.B. ‚Kambrische Explosion’), auf die lange Perioden des Stillstandes folgen. Doch was verursacht solche Sprünge nach langen Perioden des Stillstandes? 

Man kann argumentieren, dass es nicht unwissenschaftlicher ist, einen nicht beobachteten Planer zu postulieren, als nicht beobachtete Stufen der Makroevolution zu postulieren.

Wie hat sich die Zelle entwickelt – und was ist Leben?

Wir haben uns bisher noch nicht gefragt, ob es Anzeichen dafür gibt, dass die Zelle sich selbst entwickelt hat. Der grundlegende Bauplan des Zellsystems ist im Wesentlichen bei allen Lebewesen der gleiche. Die Zellen selbst weisen also eine Art Entwicklungsstillstand auf und zeigen damit an, dass es eine Art nicht-reduzierbare Komplexität der Zelle (als Einheit betrachtet) gibt. Das Verblüffende an der Zelle ist, dass sie dazu in der Lage ist, sich selbst fortzupflanzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fähigkeit sich selbst fortzupflanzen durch Zufall entsteht, ist noch weitaus geringer als die Wahrscheinlichkeit, dass DNS oder Proteine durch Zufall entstehen.

Es gibt auch noch die Frage: Was ist überhaupt Leben? Es besteht die Gefahr, dass wenn man bei der DNS oder den Proteinen von den Bausteinen des Lebens spricht, dass man sich dann vorstellt, schon der richtige Zusammenbau dieser Teile würde zu Leben führen. Wenn ich in diesem Moment sterben würde, wären noch alle Moleküle vorhanden – dennoch wäre ich nicht lebendig. Die künstliche Herstellung einer Kopie des lebenden Organismus muss nicht unbedingt die Herstellung von Leben bedeuten. Das Leben ist nicht nur die Anwesenheit bestimmter Chemikalien in einer bestimmten Konfiguration. Aber was ist es denn? Niemand scheint es recht zu wissen. 

Wozu sind wir hier?

Vor allem diese Frage bewegt den menschlichen Geist. Eine naturwissenschaftliche Analyse des Universums kann uns die Antwort nicht geben. Wie bei einem Kuchen. Wir können naturwissenschaftlich herausfinden, dass er bestens für den Verzehr durch Menschen geeignet ist, aber wozu er erzeugt wurde, kann die Wissenschaft nicht sagen. Dazu muss der Erzeuger etwas sagen. Wahrer Wissenschaft ist ihre Unfähigkeit an diesem Punkt aber nicht peinlich. Sie erkennt einfach an, dass sie für die Beantwortung solcher Fragen nicht ausgerüstet ist. Es wäre daher ein methodischer Fehler, bei den „Zutaten“ des Universums zu suchen, um herauszufinden, wozu wir hier sind.

Die Antwort muss von außerhalb des Universums kommen, von etwas oder jemandem, der in ähnlicher Beziehung zum Universum steht, wie der Erzeuger zu seinem Kuchen.

Da wir fähig sind, unsere Gedanken anderen mitzuteilen, wäre es verwunderlich, wenn der Geist, von dem wir abgeleitet sind, weniger fähig zur Kommunikation wäre als wir.

Das führt zur Frage: Gibt es glaubwürdige Hinweise darauf, dass dieser Geist je in unsere Welt hinein gesprochen hat?

Die Bibel spricht davon, dass der Geist Mensch geworden ist, um sich mitzuteilen. Wenn das stimmt, dann hat das Konsequenzen für die Suche der Menschen nach Wahrheit, denn es bedeutet, dass es andere als rein wissenschaftliche Wege geben könnte, um letztgültige Wirklichkeit zu erkennen.

Obwohl uns die Wissenschaft das nicht mitteilen kann, ist es nicht nur mit dem vereinbar, was die Wissenschaft uns sagt, sondern es gibt uns sogar eine Erklärung dafür, warum Wissenschaft überhaupt funktioniert: Weil das ewige Gott-Wort (Bibel-Grundtext vgl. Joh.1: logos = Wort/Sinn/Information) der Urheber des Universums ist. Die Wissenschaft hat also keineswegs Gott begraben.

Dr. Hanns-Christian Hasenclever
Dr. Hanns-Christian Hasenclever