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Wieso lässt Gott zu, dass Menschen anderen soviel Böses antun?

Wenn Gott gut ist, wieso lässt er Böses zu?

„Wieso lässt Gott diesen Krieg zu? Wieso greift er nicht ein?“ Nicht erst seit dem Ukrainekrieg stellen sich viele Menschen diese und ähnliche Fragen. Wenn Gott so gut ist, wieso stoppt er nicht Menschen, die so schlimme Dinge anrichten?

Wie kann man dieser Frage gerecht werden, angesichts des unfassbaren Leids, das manche Menschen erleben, während man selbst im Frieden lebt? Hier hilft der Blick in die Bibel. Dort kommen Menschen zu Wort, die sehr viel menschengemachtes Leid erfahren haben. Ihr ist diese Frage nicht fremd. Die Psalmen sprechen offen von Leid, von Kaltherzigkeit der Mitmenschen, vom Erleben von Verrat und Brutalität. Und darüber hinaus ermöglicht uns die Bibel auch, grundsätzliche Zusammenhänge unseres Lebens auf dieser Erde zu verstehen. Das kann uns dabei helfen, über das menschengemachte Leid in dieser Welt neu nachzudenken, sei es „nur“ das rücksichtslose Verhalten in persönlichen Beziehungen oder auch Krieg und Ausbeutung in großem Maßstab.

Der Bibel ist diese Frage nicht fremd, warum all dieses Leid geschieht.

In den ersten Kapiteln der Bibel finden wir grundlegende Hinweise, wieso die Welt heute so starke Gegensätze aufweist. Es beginnt mit der Schöpfung Gottes, die nach ihrem Abschluss als „sehr gut“ beschrieben wird. Auch heute noch können wir uns täglich daran freuen und es genießen, von der Schönheit einer Blume über ein gutes Essen mit harmonischer Gemeinschaft bis hin zum Wunder eines neugeborenen Kindes. Doch gleich im dritten Kapitel der Bibel ist vom Sündenfall die Rede – der Mensch entscheidet sich trotz all der von Gott traumhaft geschaffenen Rahmenbedingungen dazu, nicht auf diesen zu vertrauen, sondern Gottes Gebot zu übertreten. Infolge dieser Entscheidung hält die Scham im Leben Einzug und man schiebt die Schuld weg von sich auf jemand anderen. Von nun an lebt der Mensch in einer Welt voller Auflehnung gegen Gott und mit gestörten Beziehungen zueinander, schon in der zweiten Generation regiert der Hass und führt zum ersten Mord. Ist dies nicht das Spannungsfeld, in dem wir uns täglich befinden? Einerseits erleben wir so viel Gutes, Schönes und Soziales, aber andererseits auch so viel Egoismus, Rücksichtslosigkeit und Ausbeutung, bis hin zur direkten Bösartigkeit, sei es im privaten Umfeld oder zwischen Nationen.

Gott stand vor der Entscheidung

Als es auf der Erde zu immer schrecklicheren, bösartigeren Zuständen kommt, steht die Frage im Raum, ob Gott die Menschheit ausrotten sollte. Doch er verwirft diese Möglichkeit und führt stattdessen die Justiz ein (vgl. 1. Mose 9,6; Römer 13,1-6). Von nun an sollen die Menschen Strukturen haben, die dafür sorgen, den Menschen von bösem Handeln abzuhalten, indem sie Strafen androhen und ausführen sowie gutes Engagement belohnen. Dies mildert die Auswirkungen der menschlichen Bosheit enorm, da nun nicht mehr der Starke straffrei den Schwachen ausrauben oder gar ermorden kann. Doch auch menschliche Herrscher sind fehlerhafte und sündige Menschen, so dass bei allen guten Auswirkungen der staatlichen Ordnung immer noch viel Ungerechtigkeit vorliegt.

Und in dieser Welt leben wir nun. Gott hat uns eine schöne Schöpfung, soziale Veranlagung, ein Gefühl für Gerechtigkeit und eine Instanz zur Aufrechterhaltung einer Grundordnung gegeben. Doch der Egoismus und die bösen Wünsche, die wir alle auch in uns selbst erleben, führen ständig zu kleinen und großen Katastrophen. Wieso schreitet Gott nicht ein? Wieso schafft er nicht Gerechtigkeit? Wieso lässt er einen brutalen Diktator nicht einfach sterben? Die Frage ist komplizierter, als es auf den ersten Blick wirkt. Ab wann sollte Gott einschreiten? Sollte er einen jähzornigen Mann richten, der seine Frau über Jahre verprügelt? Einen Geschäftsmann, der Angestellte ausbeutet? Einen verblendeten Ideologen, der viel Leid anrichtet, während er meint, das Richtige zu tun? Oder denjenigen, der Gutes tun könnte, aber lieber ein bequemes Leben führt – wie die meisten von uns? Und gibt es nicht auch in den alltäglichen Beziehungen viel subtile Brutalität und folgenreiche Unterlassungen? Haben wir nicht alle schon gegen besseres Wissen genug rücksichtslose Dinge getan, um von Gott bestraft zu werden?

Um es kurz zu machen, die Bibel spricht zwar vereinzelt davon, wie Gott in die Geschichte eingreift und aktiv Menschen für besonders böses Handeln richtet (z.B. Apostelgeschichte 12,1-2 + 21-23), doch in den meisten Fällen geschieht dies nicht unmittelbar. Uns wird nicht genau gesagt, in welchen Fällen Gott in dieser Weise einschreitet, und wir wissen auch nicht, wie oft er dies in den letzten Jahrzehnten getan und damit Schlimmeres verhindert hat. Die Regel ist, dass Gott den Menschen handeln lässt. Wir sind als soziale Wesen in Gemeinschaft miteinander gestellt, was etwas herrliches ist. Doch bedeutet dies häufige Entscheidungen zwischen Gut und Böse und wir müssen uns eingestehen, dass wir oft unserem Egoismus nachgeben. Da Gott uns nicht zu Marionetten macht, ist es unvermeidbar, dass dies zu Leid in verschiedenen Größenordnungen führt. Wir haben die Möglichkeit, anderen Gutes oder Schlechtes zu tun, und mit dieser Freiheit kommt Verantwortung. Die Bibel sagt deutlich, dass eines Tages unsere Taten gerichtet werden und Gott Gerechtigkeit schaffen wird. Gott widerstrebt die Bosheit der Menschen, ja, er ist zornig, Ausbeutung (Jesaja 3,13-15; Amos 5,7-12), Kriegsverbrechen (Amos 1,13-15) und andere Bösartigkeit zu sehen. Die Bibel sagt uns, dass unser Handeln nicht ohne Konsequenzen bleibt und Jesus Christus selbst, der so voller Liebe ist, die Menschen gerecht richten wird (Apostelgeschichte 17,31).

Aber ist Gott nicht Liebe?

Hier mag mancher einwerfen: Aber Gott ist doch Liebe, wie kann er dann richten? Ist das nicht eine archaische Vorstellung? Ja, Gott ist Liebe, aber er ist auch gerecht. Es ist nicht verwunderlich, dass die meisten Einwände gegen die biblische Lehre von einem richtenden Gott aus den reichen, friedlichen Ländern kommen, wo man im Vergleich zu anderen Orten relativ wenig Bosheit am eigenen Leib erlebt. Bedeutet liebevoll zu sein, alle Ausbeutung und Gewalt einfach zu ignorieren? Wäre es nicht eine viel schrecklichere Vorstellung, wenn all die Ungerechtigkeit ohne Konsequenz bleiben würde? Gott wird Menschen richten, aber er wird andere auch auf unvergleichliche Art und Weise trösten (Offenbarung 21,4). Paulus, der selbst sehr viel Leid und Brutalität erlebt hat (2. Korinther 11,23-28), schreibt, dass die Kinder Gottes eine Herrlichkeit erwartet, welche alle Leiden in den Schatten stellt (Römer 8,18). Gott schafft Gerechtigkeit und Herrlichkeit.

Es ließe sich noch mehr hierzu schreiben, die Bibel hat viel zu diesem Thema zu sagen, doch ist hier nicht der Platz dafür. Es sei nur noch erwähnt, dass Gott vielen Menschen, die im Leid nach ihm suchten, bleibenden Trost und Freude geschenkt hat, so dass der Vorwurf an Gott oft gerade nicht von den Betroffenen selbst, sondern von Beobachtern aus der Ferne aufgebracht wird.

Ein paar Gedanken dazu

Darf ich dir zum Abschluss noch ein paar Gedanken mitgeben? Eine kleine, provokante Frage: Wenn du nach Gottes Eingreifen fragst, wenn Leid geschieht – hast du ihm dann auch gedankt, wenn du Gutes erlebt hast, Gesundheit, Genuss, schöne Momente in Beziehungen, vielleicht auch medizinische Fortschritte? Oder siehst du Gott nur als Dienstleister, der lediglich dann ins Spiel kommt, wenn etwas nicht gut läuft?

Und was hast du dir gedacht, als du gelesen hast, dass Gott richten wird? Wenn wir uns mal nicht mit den großen Gewalttätern vergleichen, fallen uns dann beim gründlichen Nachdenken nicht auch genug Dinge in unserem eigenen Leben ein, die uns vor Gott nicht als gerecht dastehen lassen? Gott möchte, dass wir uns umwenden, weg von unserem Egoismus, hin zu ihm. Wir schaffen es nicht, von uns aus gut und gerecht genug zu sein. Wir brauchen Vergebung. Gott ist anders als wir, er ist durch und durch gut und heilig, und er möchte, dass wir ihm vertrauen und ihm unsere Schuld aufrichtig bekennen.

Ist Gott für dich nur Dienstleister, der lediglich dann ins Spiel kommt, wenn etwas nicht gut läuft?

Er vergibt gern und hilft uns dann, unsere zerstörerischen Verhaltensweisen zu ändern. Bring dein Leben in Ordnung, solange noch Zeit dafür ist, wende dich zu Gott und bitte ihn um Vergebung. Jesus Christus ist in seiner Liebe auf diese Erde gekommen, er hat durch Menschen unsagbar gelitten und für unsere Sünden den Tod am Kreuz auf sich genommen, damit wir befreit von Schuld in eine Beziehung zu Gott kommen können. Doch wir müssen uns entscheiden, unsere Starrherzigkeit aufzugeben und zurück zu ihm zu kommen.

Der Text hat sicher noch viele Fragen offen gelassen. Wenn dir etwas auf dem Herzen liegt, fühl dich frei, uns zu schreiben.

Johannes Lang
Johannes Lang