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Gibt es das Fegefeuer?

Ein historischer Clash

Das hätte sich Johann Tetzel (1460 – 1519) wohl niemals träumen lassen: Durch seinen ambitionierten Handel mit sogenannten Ablassbriefen wurde er zum Auslöser für eine gewaltige geistige Veränderung, die bis in die Neuzeit hineinwirkt: die Reformation. Aber der Reihe nach:

Im 6. Jahrhundert integrierte Papst Gregor der Große die Vorstellung eines Fegefeuers in die offizielle Lehre der katholischen Kirche: Für leichte Sünden gäbe es im Vorhof des Himmels ein Reinigungsfeuer. Im Laufe der Zeit wurde die Vorstellung präziser: Das Fegefeuer diene nicht der Auslöschung einer Sünde, sondern der Rest-Reinigung einer schon vergebenen Schuld. Weil die Konsequenzen der Sünden gewöhnlich auch nach ihrer Vergebung (Beichte) nicht verschwunden seien, brauche es zur vollkommenen Erlösung noch eine zeitliche Strafe, eine Sühnehandlung, Auch könnten die Lebenden durch gute Werke, durch besondere Messen und andere Maßnahmen zu ihrem eigenen Vorteil, aber auch zu Gunsten der Verstorbenen dieses zeitlich begrenzte Reinigungsfeuer verkürzen. Dafür gab es einen Namen, den “Ablaß”, und für die Bestätigung dieses Ablasses einen Brief, den Ablaßbrief. Bestimmte Sündenstrafen konnten also durch Geldspenden, unter Voraussetzung echter Reue, beglichen werden – so die entstandene kirchliche Lehre.¹

Unser Mönch Tetzel wirkte nun als Ablassprediger in Deutschland. Dabei diente die eine Hälfte der Einnahmen für den Bau des Petersdoms in Rom, die andere teilten sich Tetzel und der Erzbischof. Dabei nahm es Tetzel nicht so genau mit der offiziellen Kirchenlehre und betonte mehr das Geld als die dazugehörige Reue: Um die Menschen zum Kauf zu bewegen, ließ Tetzel einen Teufel auf den Kasten malen, der die armen Seelen im Fegefeuer quälte. Darüber stand geschrieben:²

„Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt.“ 

Über diese Praxis war Luther im Jahre 1517 so sehr erbost, dass er mit seinen 95 Thesen reagierte, die er in Wittenberg veröffentlichte. Die Reformation begann ihren Lauf.

Lehrt die katholische Kirche immer noch das Fegefeuer und den Ablass?

Auch wenn es heute keine käuflichen Ablassbriefe mehr gibt, so lehrt die katholische Kirche immer noch das Fegefeuer und den damit verbundenen Ablass.

Im Katechismus der katholischen Kirche von 1992 heißt es im 12. Artikel unter Punkt III dazu:³

“Wer in der Gnade und Freundschaft Gottes stirbt, aber noch nicht vollkommen geläutert ist, ist zwar seines ewigen Heiles sicher, macht aber nach dem Tod eine Läuterung durch, um die Heiligkeit zu erlangen, die notwendig ist, in die Freude des Himmels eingehen zu  können.” 

Im Anschluss wird auch die Ablass-Praxis mit einer Stelle aus dem 2. Makkabäer-Brief 12,45 begründet. Hier veranstaltete Judas der Makkabäer († 160 v. Chr.) ein Sühnopfer für einen Verstorbenen.

Das zweite Buch der Makkabäer gehört zu den apokryphen Büchern des Alten Testamentes. Apokryphe Bücher sind religiöse Schriften, die nicht zum Kanon der Bibel gehören oder über deren Zugehörigkeit Uneinigkeit in der Christenheit besteht.

Fazit: Auch heute noch vertritt die katholisch Kirche das Fegefeuer und den dazugehörigen Ablass. So will Papst Franziskus am 24. Dezember 2024 die Heilige Pforte des Petersdom für das Jubeljahr 2025 öffnen. Jedem aufrichtigen Pilger, der durch die Pforte schreitet, wird ein Ablass, also eine Verkürzung des Fegefeuers, versprochen.

Das Fegefeuer widerspricht dem Evangelium

Grundlage des Fegefeuers ist eine Unterscheidung zwischen der Vergebung der Sünden und der Strafe bzw. der Wiedergutmachung. Vergebene Sünden können nicht mehr verdammen, aber die zeitliche Strafe muss noch abgegolten werden, sei es in diesem Leben oder eben durch das Fegefeuer.

Die Bibel hingegen spricht von einer völligen Auslöschung der Schuld, mitsamt Strafe, durch den Kreuzestod Jesu:

Gott hat den Schuldschein, der uns mit seinen Forderungen so schwer belastete für ungültig erklärt. Ja, er hat ihn zusammen mit Jesus ans Kreuz genagelt und somit auf ewig vernichtet.

Kolosser 2:14-15

Und sie spricht von unserer neuen Stellung in Jesus Christus:

Darum, ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte is vergangen, siehe, es ist alles neu geworden!

2. Korinther 5:17

Das Erlösungswerk Jesu beinhaltet also sowohl die Vergebung der Sünden als auch die völlige Wiederherstellung der Gläubigen. 

Dieses Geschenk ist die Grundlage für einen neuen Lebenswandel, indem der Gläubige nun Gutes tut, nicht um irgendwelche Strafen zu verkürzen, sondern um der Wahrheit selbst willen und um Gott zu danken.

Nur das Gute, das Wahre, das Reine ist würdig getan zu werden und hat die Verheißung der Ewigkeit!

Verbrennen wird alles Unreine, Vergängliche und Unwahre

Auch wenn die Bibel den Gedanken eines Fegefeuers zur Wiedergutmachung unserer Sünden nicht kennt, so schreibt doch der Apostel Paulus von einem Feuer, das offenbaren wird, auf welchen Grund wir unser Leben gebaut haben:

Ob aber jemand auf dem Grund mit Gold, Silber, kostbaren Steinen, mit Holz, Heu oder Stroh weiterbaut: das Werk eines jeden wird offenbar werden; jener tag wir es sichtbar machen, weil es im Feuer offenbart wird. Das Feuer wird prüfen, was das Werk eines jeden taugt.

1. Korinther 3:12-13

Kurz gesagt: Alles, was durch Gott in uns gewirkt wurde, wird bestehen bleiben. Alles aber, was wir für uns und aus unserem eigenen Willen losgelöst von Gott getan haben, wird nicht in Ewigkeit bestehen können, sondern wird ausgelöscht werden. Dann wird das Vaterunser erfüllt werden:

„Denn Dein ist die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit, Amen.“ 

Quellen

¹ https://de.wikipedia.org/wiki/Fegefeuer
² https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Tetzel
³ https://www.vatican.va/archive/DEU0035/__P2T.HTM
Franz Pommer
Franz Pommer